Kuba ist die größte Insel in der Karibik und hat vieles zu bieten. Im Jahr 2011 entschloss ich mich deshalb, drei Wochen als Rucksacktourist durch Kuba zu reisen und bewusst fernab von Hotelanlagen meine nächtlichen Lager aufzuschlagen um ein ungeschminktes Land zu erleben.

Die Einreise nach Kuba begann alles andere als amüsant und stellte wahrlich ein Hindernis dar. Als Rucksacktourist – so musste ich leider feststellen – ist man dem sozialistischen Staat Kuba scheinbar nicht ganz geheuer. Mir wurde dies klar, als mich die kubanische Flughafenpolizei nach der 1-tägigen Reise mit Zwischenstopp in Kanada direkt am Flughafen für zwei Stunden aus dem Verkehr zog. Sämtliche Reiseutensilien wurden begutachtet, Brennweiten der Objektive notiert und – noch heute frage ich mich nach dem Sinn – jeder einzelne Hering meines 2-Mann-Zeltes in die Hand genommen und kontrolliert. Ohne ein Wort spanisch zu sprechen merkte ich deutlich, welche Brisanz das ganze Unterfangen annahm. Hauptursächlich dafür natürlich meine vielen Objektive und auch der Rest der Kameraausstattung. Zudem konnte ich die Frage nach meiner Unterkunft nur mit einem „Ich habe keine feste Bleibe“ beantworten, was mich nur noch mehr zu einer Art Staatsfeind machte. Doch nach zwei Stunden und einer Verständigung mit Hand und Fuß war ich wieder „frei“ und konnte mir nun ein Oldtimer-Taxi nehmen und schließlich um 23 Uhr sämtliche Casas wach klingeln um nach einem Bett zu fragen. Mit Erfolg. In einer mittelprächtigen aber für eine Nacht ausreichenden und zudem fast geschenkten Bleibe konnte ich nächtigen. Die Kubaner sind sehr zuvorkommend und helfen auch zur späten Stunde gern weiter.

Schon am nächsten Tag waren all die Strapazen vom Vortag vergessen. Viele Stunden Sightseeing standen auf dem Programm. Havanna hat viel zu bieten. Viel Prunk, gigantische Bauten, 100% Oldtimer, zuvorkommende Menschen und insgesamt viele interessante Einblicke. Achtgeben sollte man nur vor den „Schleppern“. Teilweise belästigend sind die Versuche, Dienstleistungen und Unterkünfte an den Mann zu bringen. Auch eine Absage schreckt weitere Schlepper nicht davon ab, selbst noch einmal ihr Glück zu versuchen. Doch bereits zwei Jahre zuvor erlebte ich gleiches Szenario schon in Vietnam. In Staaten wie diesem und eben auch auf Kuba gehört dies zum Alltag. Nicht verwunderlich denkt man daran, dass ein Durchschnitts-Kubaner monatlich umgerechnet nur etwa 25€ zum Leben hat. Jeder Dollar Gewinn bedeutet für einen Kubaner einen Tag ausgesorgt zu haben.

Nach zwei Tagen Havanna setzte ich meine Reise mit dem staatlichen Busunternehmen Viazul fort. Dieses führte mich in den Westen, nach Pina del Rio. In Pina del Rio angekommen bot sich mir ein ganz neues Bild. Ruhe, Idylle und interessante landwirtschaftliche Vehikel. Auch einige Berghöhlen standen auf dem Programm. Begeistern konnte mich eine dieser Höhlen, in die man mehre Minuten mit Hilfe von Fackeln ins finstere Innere stolperte bis man schließlich an einen geheimen „Höhlensee“ geriet. Mit Fledermäusen an der Decke und der Ungewissheit, was sich nach dem Abstellen der Fackel in dem kühlen Nass verbirgt, nutzte ich die Chance und stieg in den See. Ein Erlebnis, das ich meines Lebtages nie vergessen werde.

Einige Tage später und wieder mit einem Zwischenstopp in Havanna, fand ich mich schließlich in Cienfuegos wieder. Imposant an diesem Ort war der Kontrast zwischen Markt und den Straßen im Umkreis. Während im Stadtzentrum alles sauber und restauriert war, fand man sich nur weniger Meter davon entfernt in einer ganz anderen Welt wieder. Für mich hatte dieser Kontrast etwas Atemraubendes und Unvergessliches. Genau wie auch der Rest der Reise.

Im weiteren Verlauf meiner Reise zog es mich in die verschiedensten Orte. Santa Clara, Trinidad, Camagüey und viele weitere Orte in Richtung Osten.

Nicht vorenthalten möchte ich euch meine Tage in der Sierra Maestra. Dem Bergland, in dem Fidel Castro seine Revolution plante und lenkte. Der Geschichte vertraut machte ich mich auf engen, steinigen Trampelpfaden in Richtung „Casa del Fidel“, dem Ort mitten in den Bergen, in denen Castro in einer Holzhütte a la Finess lebte. Sogar seinen Holzokulus unweit des Hauses konnte ich betrachten und so manch Gedanken daran verschwenden, in welch Idylle der gute Fidel sein Geschäft verrichtete. Insgesamt ein Ausflug, den man gemacht haben muss. Der Geschichte hautnah auf den Fersen, das ist man mit diesem 2-3 stündigen Trip zu Fuß.

Wie auch in anderen Ländern habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die höchsten Berge des jeweiligen Reiseziels zu besteigen. Mit dem Pico Turquino fand ich einen leichten Berg, den man an einem Tag bezwungen hat. Pustekuchen. Nur mit Bergführer und nächtlicher Pause am Berg benötigte ich zwei Tage für den Auf- und Abstieg. 1974m Höhe sind nicht viel, werden aber viel, wenn man allein um an den Fuße des Berges zu gelangen schon drei weitere Gipfel erklimmen muss. Dies erklärt auch die zweitägige Dauer.

Nach dieser Anstrengung ging es für die letzten Tage nach Santiago de Cuba. Mit über 30 Grad im Schatten zwar nur unwesentlich heißer als in Havanna, nach der kalten Nacht am Berg aber wie ein Schlag ins Gesicht. Doch auch die Eindrücke in Santiago machten alle Anstrengung wett und verzauberten mich aufs Neue. Den letzten Abend vor dem Abflug ins kalte Deutschland verbrachte ich in mehreren Restaurants. Eines davon entpuppte sich am Ende als Treff für diverse „Chicas“, denen man fast minütlich Absagen erteilen musste, mitunter aber auch lustige, aber dennoch einseitige und ablehnende, Gespräche führte.

Mein Fazit: Kuba ist in jedem Fall eine Reise wert. Wer als Rucksacktourist reist und auch mal ins Innere des Landes schaut und nicht nur auf ausgesuchten Routen von Reiseunternehmen unterwegs ist, wird teilweise aber sehr erschrecken. Hygienisch kein Vergleich zu Deutschland fordert Kuba doch vieles ab. Persönlich hatte ich auch noch zwei Wochen nach meiner Rückkehr nach Deutschland noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Menschlich – mit Ausnahme der am Ende doch lästig gewordenen Schlepper, die wirklich an jeder Ecke lauerten – sind die Kubaner erstklassig. Sehr hilfsbereit und immer freundlich. Generell ist für karibische Staaten bekannt, dass diese viel Temperament beherbergen. Dies kann ich zweifelsfrei bestätigen. Wer nach Kuba einreist wird schon nach wenigen Minuten merken, dass das Land niemals schläft. Musik, Musik und noch mehr Musik. Überall ertönen karibische Rhythmen. In mehreren Restaurants spielten sogar kleinere Duetts direkt am eigenen Tisch.

Reisebericht von Toni Karsten